Ehrenamtlich helfen - was, wo, wie

"Aktivoli" im Rathaus: 2500 Besucher bei der dritten Freiwilligenbörse / 
65 Organisationen stellten sich vor

Im Rathaus herrschte gestern munteres Gedränge: Das Interesse an der "Aktivoli", der dritten Bremer Freiwilligenbörse, war groß. Besonders freute sich Birgitt Pfeiffer, Leiterin der Freiwilligenagentur, weil unter den 2500 Besuchern viele Berufstätige und Interessierte unter 30 Jahren waren. Einige von ihnen brachten gleich noch ihre Kinder mit. "So viele Kinderwagen habe ich hier noch nie gesehen", sagt Birgitt Pfeiffer.



65 gemeinnützige Organisationen hatten in der Unteren Rathaushalle sowie auf den großzügigen Fluren im Erdgeschoss und in der ersten Etage des Regierungssitzes ihre Stände aufgebaut. Von Jahr zu Jahr wollen mehr Vereine und Einrichtungen mit dabei sein, erzählt Birgitt Pfeiffer. "Dieses Jahr mussten wir schon Interessenten absagen." Die "Aktivoli" gilt als gute Gelegenheit, um die eigene Organisation vorzustellen - und die Möglichkeiten, die sie ehrenamtlichen Helfern bietet. Die Zahl der Besucher sei dieses Jahr in etwa so hoch gewesen wie beim letzten Mal. Und viele von ihnen hätten "sehr ernsthaft" nachgefragt, wo sie mit anpacken könnten. Genau deshalb waren gestern auch Ines Heisterbusch (28) und ihr Freund Matthias Klein-Hitpaß im Rathaus gekommen. Sie habe im Radio von der Veranstaltung gehört, erzählt Ines Heisterbusch. "Ich möchte mich seit Längerem mal wieder ehrenamtlich engagieren." Allerdings lebe sie erst seit zwei Jahren in Bremen. Deshalb fehle ihr noch der Überblick darüber, wo sie sich einbringen könnte. Da kam die Freiwilligenbörse genau richtig. Dort machte das Paar mit einem Vortrag zum Thema "Welcher Freiwilligen-Typ bin ich eigentlich?" den Anfang.

Schwierige Zeitfrage
Das war ein guter Einstieg, findet Matthias Klein-Hitpaß. Denn zum einen sei es nötig, sich über seine Interessen klarzuwerden. Wichtig sei aber auch die Frage "Was erwarte ich von der Stelle?". Er selbst würde sich gerne um ältere Menschen kümmern - einfach für sie als Gesprächspartner da sein oder für eine Runde Mensch-ärgere-Dich-nicht. Ines Heisterbusch hat sich noch nicht festgelegt. Ihr Engagement muss schließlich auch in ihren eigentlich schon prall gefüllten Alltag passen.

Ehrenamtlicher Einsatz, der eine flexible Zeiteinteilung aber auch eine langfristige Verpflichtung bedeutet, ist beim Job-Paten-Projekt an der Gesamtschule Mitte gefragt. Die Job-Paten begleiten jeweils einen Schüler ab Mitte der 9. bis zum Ende der 10. Klasse. Sie helfen ihren Schützlingen für sich zu klären, wie es nach der 10. Klasse weitergehen soll. Franziska Vasen (26) ist Finanzbuchhalterin - und in ihrer Freizeit Job-Patin. Sie trifft sich alle zwei Wochen mit ihrer Paten-Schülerin, zwischendurch halten beide Kontakt über E-Mails. "Das macht mir Spaß", sagt die 26-Jährige. "Sonst würde ich nicht hier stehen und versuchen, andere Menschen für diese Aufgabe zu gewinnen." Das Projekt (weitere Informationen bei Bärbel Lampe unter der Bremer Nummer 7927401) läuft seit dreieinhalb Jahren. Die Ergebnisse sind positiv: Weil die Schüler sich klarere Ziele setzen, schaffen viele von ihnen auf einmal ein ungeahnt gutes Abschlusszeugnis. Andreas Rheinländer und Sigrun Deneke warben auf der "Aktivoli" für den Freiwilligendienst - also für ein freiwilliges Jahr in den Bereichen Soziales, Umwelt, Sport, Kultur oder Politik. Ein solcher Einsatz biete in der Zeit zwischen Schulabschluss und Ausbildung die Chance, sich auszuprobieren, sich beruflich zu orientieren oder einfach nur Erfahrungen zu sammeln, sagt Rheinländer. Weil der Wehrdienst nächstes Jahr abgeschafft wird und damit auch der Zivildienst entfällt, rechnen die Freiwilligendienste damit, dass sie von mehr jungen Leuten nach Möglichkeiten gefragt werden, sich zu engagieren. Rheinländer schätzt, dass die Nachfrage um etwa ein Drittel steigt. Derzeit gebe es rund 450 Zivildienst-Stellen und etwa genauso viele für ein freiwilliges Jahr in Bremen. "Ehrenamtliches Engagement ist ein wahrer Schatz für unsere Stadt", betont Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter (SPD). Es eröffne vielfältige Möglichkeiten, andere Menschen zu unterstützen - gerade auch dort, wo kein staatliches Hilfsnetz vorhanden ist. Auch Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD), Schirmherr der Freiwilligenbörse, besuchte die "Aktivoli". Bei seinem Rundgang kam er nur langsam voran. Denn an fast jedem Stand wurde er in einen Plausch verwickelt.

© Copyright Bremer Tageszeitungen AG Ausgabe: Bremer Nachrichten Seite: 8 Datum: 07.02.2011

1 Kommentar:

  1. Hallo Matthias Klein-Hitpaß,

    wir denken, dass unser Projekt "Zeit schenken" genau das passende Engagementangebot für Sie wäre!
    Auf der AKTIVOLI haben wir uns wohl irgendwie übersehen ;-) doch wir würden Sie gerne kennenlernen und Ihnen von unserem Projekt berichten.

    Rufen Sie uns gerne an:
    Netzwerk Selbsthilfe e.V.
    Projekt Zeit schenken
    Tel. 0421 - 70 45 81

    Herzliche Grüße
    Imke Boidol

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